Ziegelei

Ziegelei 

Seit Jahrtausenden wird erdiges Material beim Häuserbau verwendet. Schon die Völker der Antike (Phönizier, Sumerer, Ägypter, Griechen, Römer) konnten Ziegel herstellen. Römische Ziegeleien gab es vor rund 2000 Jahren auch im Rheinland, archäologisch nachgewiesen z.B. bei Rickelrath/Schwaam. Die antiken Tonziegel waren flache Platten von 3 bis 6 cm Dicke. Quaderförmige Ziegelsteine wie heute üblich gab es erst seit dem 12./13. Jh.
Viele Details findet man bei:   Markus Westphal, Archäologische Zeugnisse zum früh- bis hochmittelalterlichen Natur- und Backsteinbau im Kreis Heinsberg,   in:  Heimatkalender des Kreises Heinsberg 2020 (Hg.: Kreis Heinsberg), S. 21-42

Bis ins 20. Jh. hinein wurden Sand, Lehm und Ton nah an der Baustelle gewonnen, um weite und damit teure Transportwege zu sparen. Oft bildete die bei der Gewinnung des Baumaterials ausgehobene Grube den Kellerraum des errichteten Hauses. Manchmal wurden Erdgruben auf größeren Flächen im Randbereich des Ortes ausgehoben; dort konnte Baumaterial für mehrere Bauvorhaben gleichzeitig produziert werden. Solche Gruben sind hier und da in unserer Landschaft noch zu sehen: sie sind
 einer zivilisatorischen Nutzung zugeführt worden,
     – als Sportplatz  (→ An der Kull);
      – der Spielplatz in der Senke zwischen Freiheider Straße und Heidekamp;
 mit Wasser vollgelaufen und bilden nun einen Teich,
      möglicherweise ist der Teich an der → Industriestraße auf diese Weise entstanden;

 von der Natur durch Vegetation zurückerobert worden,
     zum Beispiel neben dem Rickelrather Friedhof oder im Feld zwischen
      Beeck und Kipshoven (siehe Foto).
 

Kull in Kipshoven

Bis zum 19. Jh. wurden die aus Ton geformten Rohlinge gleich vor Ort in sogenannten Feldbrandöfen zu Feldbrandsteinen gebrannt. Solche Öfen hatten einen ähnlichen Aufbau wie ein Holzkohlenmeiler. Sie wurden mit Holz befeuert. Feldbrandöfen wurden nicht mehrfach verwendet. Nach Abschluss der Backstein-Produktion ließ man sie verfallen oder ebnete sie ein.

Seit Anfang des 20. Jh. entstanden große Ziegeleien mit Ringöfen, in denen quaderförmige Mauersteine und flache Ziegel in Form von Dachpfannen hergestellt wurden. Bekannt sind die Ziegelei Keller und die Ziegelei Simons (vorher: Symes; später: Wienerberger) in Uevekoven, die heute beide nicht mehr existieren. Die Simons-Ziegelei produzierte im Jahr 1954 mit 24 Mitarbeitern rund 10 Millionen Klinkersteine. Im Jahr 2003 wurde die Fabrik stillgelegt, 2018/19 sind die Gebäude abgerissen worden. Das Ziegeleigelände soll in den nächsten Jahren einer neuen Nutzung zugeführt werden.

Auch in Kehrbusch, Berg und Schönhausen gab es früher Ziegeleien. Ein Ringofen ist aktuell noch im Ziegel- und Klinkerwerk Gillrath in Erkelenz in Betrieb. Seit den 1950er Jahren kamen Tunnelöfen auf, in denen noch rationeller eine kontinuierliche Produktion möglich wurde. Diese Tunnelöfen arbeiten mit einer Brenntemperatur von 1200 Grad und werden meist mit Erdgas gefeuert. Die Ziegelei Simons/Wienerberger hatte einen solchen Tunnelofen.

In Beeck und Wegberg besteht der Boden unterhalb der dünnen Vegetationsdecke aus Lehm, Sand, Kies und Ton. Diese liegen in Schichten unterschiedlicher Mächtigkeit (Dicke) und unterscheiden sich durch ihre Entstehungsgeschichte und ihre Korngröße. Größere Steine gibt es hier kaum, allenfalls als vereinzelte Findlinge aus der Eiszeit.
Kies ist grobkörnig (Korngröße zwischen 2 mm und 63 mm).
Lehm ist eine Mischung aus
–  Sand (Korngröße zwischen 2 mm und 63 µm),
–  Schluff (Korngröße mehr als 2 µm) und
–  Ton (Korngröße unter 2 µm).
Lehm entsteht entweder durch Verwitterung aus Fest- oder Lockergesteinen oder durch die unsortierte Ablagerung der genannten Bestandteile beispielsweise vom Wind.
Abbildungen und Erläuterungen zu den Bodenarten findet man bei:   www.lfu.bayern.de/boden/erdausstellung/bodenbestandteile/index.htm  (gefunden am 25.1.2019)

Die Bodenqualität in Beeck ist unterschiedlich: nördlich des Beeckbachs (Beeckerheide/Beeckerwald) gibt es überwiegend sandige Böden, südlich des Beeckbachs (Moorshoven/Holtum/Uevekoven) enthalten die Böden viel Löss.
Löss ist ein homogenes, ungeschichtetes, hellgelblich-graues Sediment, das vorwiegend aus Schluff besteht. Löss wurde in der Eiszeit überwiegend vom Wind abgelagert und hat sich dann verfestigt. Lössboden ist fruchtbar, also gutes Ackerland.
Sand und Kies sind ebenfalls in der Eiszeit durch Gletscher und Flüsse abgelagert worden.
Ton entsteht in Bodensenken, wenn Bäche mit geringer Fließgeschwindigkeit über lange Zeit sehr feinkörniges Schwemmgut ablagern.

Bodenschichtung in Wegberg

Die Schichtung des Wegberger Bodens lässt sich an den Bodenaufschlüssen am Rand von Ziegelei- und Kiesgruben gut erkennen (Foto: Kiesgrube Heyer in Kipshoven/Moorshoven).

In der Ziegeleigrube Keller nordöstlich der Straße Uevekoven – Wegberg (am Grenzlandring) wurde  1960 wissenschaftlich diese Schichtung festgestellt:

Schicht-Tiefe Beschreibung
     0 –    20 cm  humoser feinsandiger Lehm, dunkelbraun (Lößlehm)
  20 –    60 cm feinsandiger Lehm, braun
  60 –  125 cm feinsandiger Lehm, kräftigbraun
 125 –  145 cm lehmiger Sand, kräftigbraun, mit Tonanreicherungen, rötlichbraun
 145 – 235 cm feinsandiger Lehm, rötlichgelb und fahlbraun gefleckt und gestreift
235 – 260 cm feinsandiger Lehm, stärker gefleckt
260 – 263 cm fettiges, humoses Bodenmaterial, sehr dunkelbraun
263 – 350 cm feinsandiger Lehm, lichtgrau, mit wenigen rostbraunen Röhren
350 – 400 cm feinsandiger Lehm, ziemlich dicht, lichtgrau
400 – 420 cm kiesiger Sand, lichtgrau

Quelle:   Paas, Wilhelm, Rezente und fossile Böden auf niederrheinischen Terrassen und deren Deckschichten, in: Eiszeitalter und Gegenwart Band 12, S. 210-211, Öhringen/Württ. 1961

Lehm ist der ursprünglichste Baustoff. Aus ihm wurden schon in der frühen Antike Bauten errichtet. Dazu formte man aus feuchtem Lehm quaderförmige Rohlinge. Diese ließ man an der Luft trocknen. Die so erhaltenen Lehmsteine verklebte man dann mit feuchtem Lehmbrei als Mörtel zu einer Mauer. Lehmhäuser in der SaharaLehmbauwerke müssen allerdings unbedingt vor Wassereinwirkung geschützt werden, sonst werden sie schon nach kurzer Zeit vom Regen aufgeweicht und weggeschwemmt. Massivlehmbau wird heutzutage noch in wüstenähnlichen Gebieten ausgeführt, in denen es fast nie regnet, zum Beispiel in Nordafrika.

Lehm eignet sich aber auch als Verputzmaterial für Innenwände und wird auch heute noch für diesen Zweck verwendet. Verglichen mit dem Standard-Gipsputz bietet Lehmputz ein besseres Raumklima, weil er feuchtigkeitsregulierende Eigenschaften hat.

Mauerziegel

Aus Ton können Mauersteine (Klinker) und
Dachziegel (Dachpfannen) hergestellt werden.

Dachziegel

 

 

 

Das älteste, einfachste und langwierigste Verfahren liefert Luftziegel. Sie entstehen durch langsame Trocknung der aus Ton geformten Steine an der Luft. Nach dem Vermauern müssen solche Steine durch einen harten Verputz vor Wassereinwirkung durch Regen geschützt werden.

Feldbrandsteine sind aus Ton geformte Steine, die an Ort und Stelle in  einfachen holzgefeuerten Öfen erhitzt und dadurch gehärtet wurden. Dieses Verfahren war bis Ende des 19. Jh. üblich. Solche Backsteine sind nicht sehr hart, aber wasserresistent. 

In großen Ringöfen oder Tunnelöfen entstehen Hartziegel (auch Klinker genannt). In den 1859 erfundenen Ringöfen können die Ton-Rohlinge kontinuierlich gebrannt werden, was eine erheblich billigere und schnellere Produktion ermöglicht. So erhält man bei höherer Temperatur und längerer Ofen-Verweildauer stark gebrannte, sehr widerstandsfähige, keramikähnliche Backsteine. Noch effektiver arbeiten die Tunnelöfen.

Aus Sand kann durch Vermischen mit Zement oder Löschkalk und Wasser Mörtel hergestellt werden. Mit Mörtel wurden Steine verbunden/verklebt (aufgemauert). Heutzutage wird meist Dünnbettkleber statt Mörtel verwendet.

Aus Kies, Sand und Zement kann Beton gemischt werden. Beton kann durch Verschalen in fast beliebige Formen gegossen werden kann. Nach dem Aushärten ist ist Beton ein sehr hartes und widerstandsfähiges Material. Beton ist hoch druckfest. Die Zugfestigkeit ist erheblich geringer, was durch Einbetten von Stahlstäben oder Stahlmatten in den flüssigen Beton ausgeglichen wird.
     (UD)

 

Ausführliche Informationen über Baustoffe bieten u.a.:
http://wiki-de.genealogy.net/Ziegler_(Beruf)/Arbeitsgeräte_Dachziegelei   (gefunden am 24.1.2019)
https://de.wikipedia.org/wiki/ziegelei   (gefunden am 24.1.2019)
https://de.wikipedia.org/wiki/beton   (gefunden am 24.1.2019)

 


 

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