Der Name erinnert an die wenige Industrie, deren Ansiedlung in Beeck gelungen ist. Maschinenarbeit – angetrieben durch Dampfkraft – ersetzte die traditionelle Handarbeit in der Textilherstellung. Die 1878 in Betrieb genommene Eisenbahnstrecke Rheydt – Wegberg – Dalheim – Roermond machte den Transport der Rohstoffe und Produkte preisgünstig möglich.
(Ergänzend siehe auch: → An der Spinnerei)
Die Industriestraße wurde als Fortsetzung der Lindenstraße nahe dem Wegberger Bahnhof auf Beecker Gebiet für eine Textilfabrik angelegt. Ihr Name war „Wegberger Baumwollspinnerei W. May AG, Beeck“.
Die Fabrikgebäude wurden 1910 an der Adresse Industriestr. 45 errichtet.
Schon nach einem Jahr (1911) ging die May-Fabrik in den Konkurs. Sie wurde im Jahr 1912 von Bernard Bartmann und seinem Sohn Josef Bartmann übernommen und von Bernard Bartmann bis zu seinem Tod im Jahr 1938 geleitet.
Die Firma hieß zunächst Bartmann & Sohn. Nach dem 2. Weltkrieg wurde sie umbenannt und bis zum Jahr 1993 als „Feinspinnerei Wegberg“ fortgeführt.
Die Bartmann-Fabrik besaß ein eigenes Bahnanschlussgleis und eine Jugendstil-Fabrikantenvilla, dazu an der Lindenstraße hinter der Bahnlinie ein Direktoren-Wohnhaus und mehrere kleinere Wohnhäuser für Angestellte der Firma.
Während des Zweiten Weltkrieges beschäftigte die Bartmann & Sohn GmbH auch ca. 400 Zwangsarbeiter. Die Zwangsarbeiter wurden nach 1941 aus den von deutschen Truppen besetzten Teilen der Sowjetunion deportiert, zumeist aus der Ukraine, und mussten bei sehr kärglicher Verpflegung und Ausgangssperre täglich 9 Stunden Fabrikarbeit leisten. Untergebracht waren sie in einem mit Stacheldraht und von Schäferhunden gesicherten Zivilarbeiterlager. Sie milderten den Arbeitskräftemangel in der deutschen Wirtschaft, der entstanden war, weil die erwachsenen Männer zum Militär eingezogen waren und am Krieg teilnehmen mussten.
Nach dem Krieg war die Feinspinnerei das erste Unternehmen Wegbergs, das türkische Gastarbeiter beschäftigte.
1990 wurde die Fabrik geschlossen. Heute sind in den alten Firmengebäuden Kleinbetriebe angesiedelt.
Bernard Bartmann hatte sieben Kinder. Sein jüngster Sohn Heinrich Bartmann wurde Architekt; er hat das Wegberger Rathaus (1936/37) sowie die Wegberger Volksschule (1939) entworfen.
(UD) unter Verwendung von https://de.wikipedia.org/wiki/Feinspinnerei_Wegberg (am 6.3.2018)
http://www.wikiwand.com/de/Ferdinand_Bernard_Bartmann (am 6.3.2018)
und Vollmer, Adolf, Geschichte der Gemeinde Wegberg, Cöln 1912, S. 39-45
Ein paar Meter jenseits des Bahnübergangs an der Lindenstraße 118 steht dieses große Wohnhaus, das einem Werksdirektor der Firma Bartmann & Sohn zur Verfügung stand.
Vor dem 2. Weltkrieg sah dieses Haus so aus:
Im Internet war das Haus bis Februar 2017 irrtümlich als Alte Schule Beeckerheide beschrieben worden, hat aber tatsächlich niemals eine Schule beherbergt. Die Adresse der Schule war Lindenstraße 106.
(UD)