Ackerei

Ackerei

In einem Dorf wie Beeck gab es vor 1800 fast nur Kleinbauern mit wenig eigener landwirtschaftlicher Nutzfläche. Der Bauer wurde „Ackerer“ genannt. Er ackerte und ackerte …
     Näheres zur Ackerflächengröße:  Bevölkerung

GetreideIn der Hauptsache baute ein Beecker Bauer als Nahrungsmittel Korn (=Roggen), Hafer und Buchweizen an. Das war im ganzen Niederrheingebiet so üblich. Das Korn wurde in die Winterflur gebaut und war das Hauptbrotgetreide. Noch heute ist das Rheinische Vollkorn-Schwarzbrot am Niederrhein Tradition. Hafer wurde als Sommerfrucht angebaut.
Buchweizen blühend

 

 

Ebenfalls viel gesät wurde der genügsame Buchweizen, der auch HeidekorBuchweizen-Samenn heißt, weil er sogar in den mageren Böden der Brachflur oder der Heide und in der umgebrochenen Erde von gerodeten Waldungen gut wuchs. Der Buchweizen liefert ein weißes, aber schweres Mehl. 

Buchweizen ist keine Getreide-Art, sondern zählt zu den Knöterich-Gewächsen. Seine Früchte sind im Gegensatz zu Getreide glutenfrei.

 

 

Mehl jeder Art durfte der Bauer nicht selber mahlen, sondern er musste es zum örtlich zuständigen Müller bringen (Mühlenzwang). Der Müller besaß das ihm vom Grundherrn überlassene oder verpachtete Mahl-Monopol.

Zwischen 1750 und 1800 entwickelte sich die Kartoffel zum Hauptnahrungsmittel, das die Bevölkerung vor dem Hunger bewahrte. 

Für die Öl-, Faser- und Futtergewinnung wurden Flachs, Hanf, Raps, Mohn und Rüben angebaut.
      siehe auch:  Oelschlägerstraße

Die Fruchtfolge war nicht festgelegt. Sie bestand oft in einer Art von Raubbau, indem man sich bemühte, dem Acker, wenn er etwas Kraft zu bekommen begann, diese so schnell als möglich wieder zu nehmen. Man baute auf demselben Acker mehrere Jahre ohne Düngung Roggen, Hafer und Kartoffeln an, bis der Acker nichts mehr hergab. Sodann ließ man ihn entweder als Ödung (Brache) liegen oder säte Klee ein, der keinen sehr großen Ertrag liefern konnte.

Schlechte Düngung (Asche und Stallmist) tat das übrige. Mist war zu wenig Kinder hüten das Viehvorhanden, da die Tiere nur über Winter im Stall standen und über Sommer auf die Weide, in die Heide oder in die Wälder getrieben wurden. Dort wurden sie meist von Kindern zwischen 9 und 16 Jahren gehütet, was natürlich der Bildung der Kinder abträglich war.
     Details siehe unter → Schulwesen 

Viel Nutzvieh hatte der Beecker Kleinbauer nicht. Wer ein Pferd hatte, konnte sich schon reich fühlen, denn mit Pferdestärke konnte er schneller und mehr Acker bearbeiten als ohne. Meist stand nur ein Ochse für die Unterstützung bei der Feldarbeit zur Verfügung. Arme Kleinbauern hatten nicht einmal das, sondern mussten selber mit Menschenkraft ihren kleinen Acker pflügen oder umgraben.

Gespann mit Pflug, ca. 1700

Schwer waren die sozialen und finanziellen Probleme der kleinen Bauern. In so manchem Jahr brachte die Ernte nur wenig mehr als ausgesät wurde. Viele Kleinbauern waren hoch verschuldet. Dafür gab es viele Ursachen:
zu leistende Kriegslasten, Vorspanndienste für die Truppen und Versorgung dieser (sie hatten in kriegerischen Zeiten bei Einquartierungen ganze Dörfer “leergefressen”); 
die Abgaben an den Staat, die Standesherrschaft, die Kirche und die Ortsgemeinde; 
die sich herausbildende Überbevölkerung durch Kinderreichtum; 
im Erbfall die Auszahlung der Geschwister sowie Kurmede und Leibgeding bei Hofübernahme; 
Hungerjahre nach Missernten und der nachfolgende inflationäre Preisanstieg bei Lebensmitteln. 

Das Anwesen der Kleinbauern barg Wohnung und Wirtschaftsräume unter einem Dach. Größere Bauern konnten es sich leisten, Stallungen, Scheune  und Wohnhaus getrennt zu halten.

Im Haus-Inneren war die Grundregel, dass man durch den Hausflur einerseits in die Wohnstube und die dahinter liegende Schlafkammer, andererseits in die meist durch eine Querwand abgetrennten Stallungen gelangen konnte. Geradeaus war die Küche. Hier war oft ein Backofen angebaut.

Vom Hausflur aus ermöglichte eine hölzerne Stiege den Aufgang auf den “Boden” oder Speicher. An den Wänden der Wohnstube waren Holzbänke angebracht, am Eingang zur Kammer stand meist der große, eiserne Ofen, den man auch zum Kochen benutzte. Gegessen wurde aus einer Schüssel, und zwar in der Hauptsache Kartoffeln und Mehlspeisen. Dienstag, Donnerstag und Sonntag konnten “Fleischtage” sein, mitunter auch nur der Sonntag. Verzehrt wurde selbstbereitetes, geräuchertes Schweinefleisch. Durch Räuchern wurde die Haltbarkeit erhöht. Grünes Fleisch (Rindfleisch) kam allenfalls an Festtagen auf den Tisch. Kleinbauern hatten oft nur eine einzige Kuh, arme Kleinbauern mussten mit Schaf oder Ziege und Hühnern zufrieden sein. Getrunken wurde Wasser, Bier und selbsthergestellter Obstsaft.

    (UD)   unter Einbeziehung von Informationen von Edwin Henn, gefunden bei:
          www.scheringen.de/880-2/die-landwirtschaft-im-19-und-20-jahrhundert/    (am 22.10.2020)

 


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