Neuhofstraße

Die Neuhofstraße liegt in Kleingerichhausen.
Dieser Straßenname bezieht sich auf einen mit Haus Beeck bzw. der Beecker Motte in Verbindung stehenden Gutshof. Heute ist er nur noch als Erdbauwerk nahe des Beeckbachs erkennbar, bestehend aus einem ringförmigen Graben mit innerem Erdhügel. Es liegt links des Beeckbachs, also bei Großgerichhausen. Diese Position spricht auf den ersten Blick dafür, dass die Anlage dem historischen „geldrischen“ Gebiet zugehörte, also zu Wegberg, nicht zum „jülichschen“ Beeck. Das täuscht aber, weil der die Grenze bildende Beeckbach an dieser Stelle früher etwa 70 Meter weiter südöstlich verlief und den Wassergraben um das Erdwerk speiste.

Beeck und Beeckbach 1826

Der Beeckbach ist in späterer Zeit (ca. 1850), nachdem das „Neuhöffche“ längst aufgegeben war, um die genannte Distanz nach Norden verlegt worden, wahrscheinlich um die Versorgung des Wassergrabens um Haus Beeck zu verbessern. 

Grundriss des Neuhöffche

Erstmals wurde das „Neuhöffche“ im Jahr 1379 urkundlich erwähnt. Es hat einem Zweig der auf → Haus Beeck ansässigen Adelsfamilie gehört. Nach 1692 gibt es keine schriftlichen Zeugnisse mehr über den Neuhof, so dass man annehmen darf, dass die hölzernen Aufbauten abgebrannt sind. Dieses Ereignis soll ungefähr 1630-1640 stattgefunden haben, also während des Dreißigjährigen Krieges.  In der Folge verfielen die noch nutzbaren Reste, und gegen Ende des 17. Jh. war der ganze Hof aufgegeben und untergegangen. Das Areal ist seit langem von Wald und Unterholz überwachsen. Im Bodenreliefbild kann man es aber noch gut erkennen:
Bodenrelief Beeck

Heute ist die Motten-Erhebung kaum noch 1 Meter hoch über dem umgebenden Bruchwald-Gelände.

Vereinzelt wird die Ansicht vertreten, die Motte des „Neuhöffche“ könnte ursprünglich Teil einer Grenzbefestigung gewesen sein, vielleicht ein Beobachtungsposten oder eine Militärstation. Dafür sprechen die relativ geringe Größe der Anlage und die in unmittelbarer Nähe von M. Westphal aufgefundenen und als Landwehr angesehenen Reste eines Erdwalls.
Schriftliche Zeugnisse darüber gibt es nicht. Falls das zutrifft, wäre erst später (im 14. Jh.) ein von den Wassergräben geschützter Gutshof auf dem inneren Erdhügel errichtet worden. Aber das bleibt im Dunkel der Geschichte; irgendwelche darauf deutenden Relikte sind bisher mit Ausnahme von geringen Resten einer Backsteinmauer nicht gefunden worden.
Eher plausibel erscheint, dass der für ein Landwehr-Relikt gehaltene Erdwall neueren Ursprungs ist und 1933 bei der Verlegung der Haupt-Trinkwasserleitung vom Wasserwerk Uevekoven nach Beeck aufgeschüttet worden ist ( siehe  Trinkwasser ).
   (UD)   unter Verwendung von   
         http://www.maiss-mueller.de/downloads/uw-6.pdf  (am 17.2.2017)     und   
         Markus Westphal, Neue Erkenntnisse zu den sogenannten „Landwehren“ im Kreis Heinsberg, in:
                   Heimatkalender des Kreises Heinsberg 2018 (Hg.: Kreis Heinsberg), S. 16-39

Zu Landwehren siehe auch  → Spanische Kall.

In einem Bericht von 1850 ist geschrieben:

Beeck, (1200) Beke, (1500) Beck, ein kleines, ziemlich hübsch gebautes Kirchdorf und Hauptort einer Bürgermeisterei, mit 337 Einwohnern, ist 11/4 Stunde von Erkelenz, 101/2 Stunde […] von Aachen entfernt; die Häuser sind fast sämmtlich aus Ziegelsteinen aufgeführt. Es ist im Thale eines Quellbaches der Schwalm gelegen, welcher beim Dorfe Wegberg in’s Hauptthal einmündet. Im 13. Jahrhundert kommt in Urkunden der Hof Beke vor, der wahrscheinlich dem jetzigen Dorfe Beeck seinen Namen verliehen hat und von welchem jetzt nur noch die Trümmer vorhanden sind. Noch früher soll Beeck Neuenhofen an der Beek (d. h. Bach) geheißen haben, welche Meinung Vieles für sich hat; denn an das besagte Castell, die alte Burg zu Beeck, schließt eine sumpfige Stelle an, die in ihrer Mitte einen erhöhten Punkt mit alten Fundamenten hat, welchen man jetzt noch das Neuenhöfchen nennt. 
Kaltenbach, Johann Heinrich, Der Regierungsbezirk Aachen, Aachen 1850, S. 179
(zitiert nach der bearbeiteten Version von Peter Packbier)
 

Zu mittelalterlichen Erdbauten siehe auch  → Spielburgweg.

Weitere Einzelheiten zu Motten siehe auch
 Adelssitze ,   → An Haus Beeck   und   → Ophover Weg.

Eine vielleicht vergleichbare, auf das 9. bis 10. Jh. datierte größere Anlage ist aus Hilden bekannt und hier beschrieben:
      https://de.m.wikipedia.org/wiki/Holterhöfchen#    (am 6.2.2018)

 

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