An Haus Beeck

Haus Beeck FrontHaus Beeck war schon im Mittelalter ein Rittersitz und → Fronhof.
Errichtet war der Herrensitz ursprünglich auf einer Motte.

In der hiesigen Gegend, die reich an Sümpfen, aber arm an Bergen und Steinen ist, ließ der Adel seine Wohn- und Schutz-Burgen im frühen Mittelalter zunächst als „Flachsiedlung“ aus Fachwerk mit umgebendem Graben und Palisadenbefestigung errichten. Nachdem man festgestellt hatte, dass die Schutzwirkung bei feindlichen Überfällen recht gering war, wurde meist in direkter Nachbarschaft eine neue Burg auf einem Erdhügel erbaut, der in Handarbeit aufgeworfen werden musste.
Davon erklärt sich die Bezeichnung Motte: sie ist aus Modder (Matsch-Erde) gebaut. Im Englischen gibt es das Wort mud = Schlamm, im Französischen ist motte = Erdklumpen, Erdhaufen. Auch das Wort Mutterboden hat diesen sprachlichen Ursprung. Ebenfalls stammt der Begriff Einmotten aus jener Zeit: mancherorts wurde der mit steinernen Grundmauern bzw. steinernem Basisgeschoss auf ebener Fläche erbaute Wohnturm („Donjon“) oder der errichtete Wehrturm außen mit Erde umgeben. Das sah dann mächtiger aus und erschwerte eine feindliche Eroberung durch Rammböcke. 

In die durch den Erdaushub entstandenen Gräben wurde das Wasser des nahgelegenen Baches geleitet. Die Wassergräben boten zusätzlichen Schutz vor angreifenden Truppen oder Plünderern. Als weitere Hindernisse wurden am Innenrand der Gräben Holzpalisaden in den Boden getrieben, mitunter auch in der Mitte der Wassergräben, damit der Graben auch bei lang anhaltendem Frost eine Sperre darstellte.

Haus Beeck und Beecker Kirche 1920

Angreifer waren im Mittelalter nicht etwa fremde Völkerschaften, sondern meist andere Adlige aus der weiteren Umgebung mit ihren Rittern und Söldnern, die durch Raub und Brandschatzung ihren Machtbereich vergrößern wollten. Nach einem Eroberungserfolg hatten die Dienstboten und abhängigen Bauern – sofern sie die Kampfhandlungen überlebten – keine andere Wahl als den neuen Herren zu dienen.

Haus Beeck mit Weiher
Der Dorfweiher an Haus Beeck noch in voller Größe. Im Hintergrund rechts die Kirche und die Volksschule.

Die frühesten Motten wurden ungefähr seit dem 10. Jahrhundert gebaut. Seinen Höhepunkt hatte der Mottenbau in den Jahren 1100 bis 1400. Allein auf dem heutigen Wegberger Gebiet sind mindestens 25 mittelalterliche Befestigungsbauwerke bekannt: acht Motten, elf Wasserburgen und sechs Erdwerke.


Bodenrelief Beeck

Urkundlich erstmals erwähnt wurde Haus Beeck im Jahr 1279 im Heinsberger Lehnsbuch als Lehen der Grafen von Jülich. Motte und Vorburg waren allseits von Wassergräben umgeben, welche aus dem Beeckbach gespeist wurden.

Orts-Adel und Pfarrkirche waren als Herrschafts-Institutionen eng verbunden. Deshalb gab es zur direkt neben der Motte gelegenen Beecker Kirche hin eine Brücke, Motte mit Kirchewahrscheinlich in Form einer hölzernen Ziehbrücke. Dieser Bereich ist heute überbaut. Die ursprüngliche Situation ist erahnbar, wenn man sich die besser erhaltene Motte in einem niederländischen Dorf in der Nähe von Brunssum anschaut.

Die Vorburg war in der Frühzeit mit Holzpalisaden, später mit Mauern umgeben. Das gab den Wirtschaftsgebäuden und den Wohnhütten der Bediensteten Platz und Schutz. In der ebenfalls mit Holzpalisaden geschützten Hauptburg wohnte nur der engere Familienkreis der Adelsfamilie.Beeck Ortskern 1826
.

Durch Heirat gab es 1334 eine familiäre Verbindung der Beecker Adelsfamilie mit den Herren des benachbarten Moorshoven. Für 1380 ergibt sich aus Urkunden, dass auch die Herren von Kipshoven mit denen von Beeck familiär verbandelt waren.

Ein Zweig der Adelsfamilie von Beeck ließ sich in unmittelbarer Nähe eine eigene zweite Motte bauen, etwas kleiner als die Anlagen von Haus Beeck: das „Neuhöffche“. Nach ihm ist die Neuhofstraße benannt. Dieser neue Hof wurde aber bereits früh wieder aufgegeben, er ist zwischen 1630 und 1640 abgebrannt. Ob das durch Kriegseinwirkung während des 30jährigen Krieges geschah, ist nicht überliefert, aber wahrscheinlich.

Motte BeeckHaus Beeck wurde bis 1749 von den „Rittern zu Beeck“ bewohnt. Danach wurde es an die Adelsfamilie von Goltstein verkauft. Die Hauptburg auf der Motte von Haus Beeck war schon im 16. Jh. verfallen und im Jahr 1762 eingestürzt. 1770 wurden die Bauwerks-Reste abgetragen und die Steine vermutlich anderswo zum Bauen verwendet. Bis auf ein paar Backsteinreste und Dachschiefer-Bruchstücke im Mottenhügel ist nichts mehr erhalten. Der Mottenhügel ist heute völlig von Pflanzen überwuchert und dadurch den Blicken entzogen.

Haus Beeck mit Kirchturm
Als Teilanlage des Hauses Beeck wurde 1559 die Holtumer Windmühle erwähnt. 
Anfang des 17. Jh. erwarben die Herren von Beeck die Burg von Moorshoven hinzu.

Die Vorburg von Haus Beeck stammt aus dem 17.Jh., die angrenzenden Wirtschaftsgebäude aus dem 18.Jh.  Der Gebäudekomplex in seiner heutigen Gestalt mit dem Torturm und der Wetterfahne mit dem Wappen der Familie von Goltstein wurde im Jahr 1860 unter Einbeziehung einiger Teile der bestehenden Vorburg errichtet. Vom alten Burghügel (der Motte) führte eine Brücke zur Beecker Kirche; diese Brücke stürzte im 19. Jh. ein. 

Haus Beeck Hinterseite

Obgleich die Goltsteins dem Protestantismus zuneigten (ihr Familiengrab befindet sich auf dem alten evangelischen Friedhof in Schwanenberg), blieb Beeck weiterhin katholisch. Das stellte historisch eine Ausnahme dar, denn fast immer verlangte der Landesherr, dass seine Untertanen seinem Glaubensbekenntnis folgten. 

Haus Beeck im Codex Welser

Der Herzog von Jülich war in dieser Hinsicht vergleichsweise liberal, ebenso wie der Drost (Vogt) von Wassenberg, Werner von Palant. Auch einige Personen aus der Adelsfamilie von Beeck gehörten seit dem 16. Jahrhundert zu den Konfessionsliberalen. Die von Beeck waren verwandt mit dem Adelsgeschlecht derer von Olmissen, genannt Mülstroe, aus dem Raum Heinsberg/Ratheim. Die von Olmissen werden dem rheinischen Uradel (seit dem 11. Jahrhundert) zugerechnet. Sie gewährten den reformorientierten Prädikanten (protestantischen Predigern) zeitweise Räumlichkeiten für Versammlungen und auch Unterschlupf bei Verfolgungen. Dennoch besaßen die Familien von Olmissen und von Beeck weiterhin ihre Ehren-Sitzbänke in der katholischen Pfarrkirche und leisteten Finanzbeiträge für die örtliche Kirchengemeinde.

Einige Details zu diesen Adelsfamilien sind hier beschrieben:
  Mahrhof_vonOlmissen
und
    Walter Föhl, Feste Häuser wie Haus Borschemich und Haus Beeck
        in:  Heimatkalender der Erkelenzer Lande 1968, S. 96-102
sowie
    Karl Peters und Paul Alfer, Geschichte der Gemeinde Beeck bis 1933, Wegberg 2022

Der Bauernhof Axer an der Holtumer Straße, der früher auch zum Haus Beeck und damit den Goltsteins gehörte, Geusen-Danielhat auf seinem Dach noch heute den sogenannten Geusen-Daniel, der ein Symbol der Protestanten war.

1902 starb mit „Freifräulein“ Marianne von Goltstein die letzte adlige Besitzerin von Haus Beeck.

1926 ging der Rittersitz in bürgerlichen Besitz über und gehört nun seit etlichen Jahrzehnten der Familie Axer/Pape. 
Die Wassergräben sind heute teils zugeschüttet, teils verlandet, weil der Beeckbach in den 1970er Jahren tiefer gelegt wurde.

Die Straße An Haus Beeck mitsamt ihrer Verlängerung Fronhofstraße hieß früher (bis ca. 1975) Burgstraße. Die Burgstraße musste als Folge der Eingemeindung Beecks nach Wegberg umbenannt werden, um Verwechslungen mit der Burgstraße an der Wegberger Burg zu vermeiden.

    (UD)  unter Verwendung von:
http://www.npr-meinweg.eu/download/1/Von_Rittergut_zu_Rittergut_D.pdf

 ausführliche historische Daten bei:
http://www.maiss-mueller.de/schloesserheinsberg/schloesserheinsbergwegberg/beeck/index.html   (am 28.12.2016)

 ausführliche Erläuterungen zu Motten bei:
https://de.wikipedia.org/wiki/Motte_(Burg)
   und
Markus Westphal, Mittelalterliche Burgen, Motten und Erdwerke im Kreis Heinsberg   in:  Heimatkalender der Kreises Heinsberg 2014, S. 29-89

 

⬅ [zurück zur vorigen Straße]          [vor zur nächsten Straße] ➡  

⬅⬅ [ ganz zurück zur Straßennamensliste ]