Karolinenstraße

Nach einer Auskunft aus dem Stadtarchiv hatte die Stadtverwaltung in den 1960er Jahren zunächst den Namen Karolinstraße beschlossen. Mit diesem Karte Forst-KleingerichhausenNamen stand die Straße bis in die 1970er Jahre in Stadtplänen.
In den städtischen Protokollen ist kein Hinweis auf den Sinn der
Namensgebung aufzufinden, ebensowenig wie zum Motiv der Änderung auf Karolinenstraße.

   (UD)

Denkbar ist die Benennung nach einer Frau aus der Adelsfamilie von Beeck / von Goltstein. Karoline von Wittenhorst-Sonsfeld, geborene Wittig, war eine Nichte der Marianne Freiin von Goltstein. Beide wohnten im Zeitraum 1870 bis 1905 zeitweise in Haus Beeck. 

Caroline, geboren 1859, gestorben unvermählt vor der Mutter, die ältere Marianne Freiin von Goltstein, geboren 1855, gestorben 1902 zu Beeck, vermachte Haus Beeck ihrem Oheim Wilhelm Freiherrn von Wittenhorst-Sonsfeld, der in kinderloser Ehe mit Karoline geborene Wittig vermählt, im 79. Lebensjahr am 23. 2. 1905 auf Haus Beeck gestorben ist. 
Quelle:  Peters, K. und Alfer, P., Geschichte der Gemeinde Beeck bis 1933, Wegberg 2022, S. 178

Möglich [aber fraglich, weil kein Zusammenhang mit Beeck besteht (UD)] wäre die Benennung nach einer Frau aus der Adelsfamilie Nesselrode.
Infrage kämen: 
● Stephanie Clementine Karoline (geb. 1818), Tochter von Graf Franz Bertram von Nesselrode-Ehreshoven, der auch „Herr zu Wegberg“ war; 
● Karoline Auguste (geb. 1787), Schwester des o.g. Grafen.
[Ob eine dieser „Karolinen“ Gutes für Wegberg getan hat, darüber habe ich keine Information gefunden. (UD)]

Nesselrode ist der Name eines uralten und weit verzweigten adeligen Geschlechts (erste überlieferte Erwähnung im Jahr 942), ursprünglich am Niederrhein ansässig, mit späteren Zweigen nach Westfalen (Graf Droste zu Vischering), nach Russland und ins Bergische Land. Ehreshoven liegt bei Engelskirchen im Oberbergischen Land. Der Adelssitz Ehreshoven ist ein Wasserschloss, das heute u.a. von Maltesern genutzt wird.
Der Graf von Nesselrode-Ehreshoven residierte als „Herr zu Wegberg“ in der Burg Wegberg. Diese war ebenfalls eine wasserumwehrte Anlage und von 1547 bis 1869 im Besitz der Nesselrode-Adelsfamilie. Allerdings war Burg Wegberg nicht der einzige Wohnsitz; man hatte mehrere „Häuser“.

Die Wegberger Burg wurde erstmals im 14. Jahrhundert erwähnt. Bauherr war der Ritter Johann von Berck, dem sie ihren ursprünglichen Namen „Burg Berck“ zu verdanken hatte.    (UD)

Nach einer neueren Forschungsvermutung hatte die Burg Berck einen Vorgänger im Wegberger Ortsteil Berg. Dort soll das Rittergeschlecht von Berck ein mit Wassergräben umwehrtes Herrenhaus besessen haben. Es muss schon vor der Jahrtausendwende errichtet worden sein. Später verfiel es und wurde aufgegeben. 
   Quelle:   Markus Westphal, Mittelalterliche Burgen, Motten und Erdwerke  im Kreis Heinsberg,  
           in:  Heimatkalender des Kreises Heinsberg 2014 (Hg.: Kreis Heinsberg), S. 40-41
Siehe auch:
    → Berg 
   Ortsnamen 

Burg Wegberg 1810
Tranchot-Karte von 1801 ff

Wahrscheinlich als Ersatz für die alte Burg Berck in Berg ließ Ritter Johann von Berck als neuen Herrensitz in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts die neue Burg Wegberg in der Schwalmaue bauen.
Diese Burg wurde auch „Haus Potz“ genannt.
Das Wort Potz entstammt vom lateinischen puteus und bedeutet Sumpfland, Sumpfloch. Auch die Worte Pfütze, Pütt, Pütz, Pützchen sind aus puteus entstanden und in die deutsche bzw. kölsche Sprache übernommen worden. 

Durch Erbgänge und Heiraten kam die Wegberger Burg über die Familie des Sibodo von dem Bongardt an die Familie des Grafen Johann von Nesselrode und dessen Nachfahren. 1869 verkauften die Grafen von Nesselrode-Ehreshoven die Burg mitsamt der Mühle an einen Kölner Privatmann, der die Burg abreißen und das große Grundstück parzellieren ließ. Später verkaufte er das Areal an den Fabrikanten Billmann weiter.

Roidkin, Wegberger Mühle und Burg
Links die Wegberger Mühle, rechts die Wegberger Burg, dazwischen die aufgestaute Schwalm; der Teich war damals offenbar größer als heute.

Die Burg Wegberg ist als Ganzes nicht mehr erhalten, lediglich die Toreinfahrt, der daneben stehende Burgturm aus dem 16. Jh. sowie einige der Wassergräben existieren noch. 

Das heute als Burg Wegberg benannte Hotel- und Restaurant-Gebäude steht auf dem Areal der alten Burg Wegberg, ist aber neueren Ursprungs. Dieses auch als „Herrenhaus“ bezeichnete Bauwerk wurde nach Abriss der alten Burganlage in den 1890er Jahren als repräsentatives Fabrikbesitzer-Wohnhaus für den Textilfabrikanten Carl Billmann errichtet. Die Fabrikhalle der Billmann-Leinenweberei war direkt daneben. Heute werden Teile des alten Fabrikgebäudes als Arzt-Praxis eines Billmann-Nachfahren genutzt.

(UD)   unter Verwendung von:  
  >  Neues preußisches Adelslexicon, Band 3, Leipzig 1837 
  >  https://de.wikipedia.org/wiki/Burg_Wegberg   (am 4.3.2018)
  >  http://www.maiss-mueller.de/schloesserheinsberg/schloesserheinsbergwegberg/index.html

 

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