Schulen in Beeck und Wegberg

Schulen in Beeck und Wegberg

In den Schulen war in der ersten Hälfte des 20. Jh. die Soll-Klassenstärke noch mit 40 bis 50 Kindern festgesetzt. Aber auch diese hohe Zahl wurde oft überschritten, weil es weder genug Lehrer noch genügend Schulräume gab. 

Schulklasse 1902
ein Lehrer, 58 Schüler

Die meisten Volksschulen hatten bis in die 1950er Jahre jahrgangsübergreifende Klassen. Es gab auch ein- oder zweiklassige Schulen; einklassig heißt: bis zu fünfzig Kinder aller Jahrgangsstufen (manchmal auch mehr) wurden von einem Lehrer in einem Raum unterrichtet. Damit der Lehrer das überhaupt händeln konnte, mussten die älteren Schüler die jüngeren als „Hilfslehrer“ beim Lernen unterstützen.

Schulklasse in Beeck um 1920
Schulklasse in Beeck ca. 1920: ein Lehrer, 53 Schüler

Nach acht Schuljahren war Schulentlassung. Dann begann für die 14jährigen Schüler „der Ernst des Lebens“ mit irgendeiner Berufsausübung, im Idealfall als „Lehrling“.

Nach dem Zweiten Weltkrieg hatten in Wegberg alle Schulen Raumprobleme – teils durch Bombenschäden, aber vor allem durch die rasant wachsende Bevölkerung mit vielen Flüchtlings- und Umsiedler-Neubürgern bzw. deren Kindern. Innerhalb weniger Jahre zwischen 1945 und 1955 kamen über 1500 Neubürger nach Wegberg, die aufgrund alliierter Beschlüsse überwiegend zwangsweise aus ihrer osteuropäischen Heimatgegend ohne ihr Hab und Gut auswandern mussten. Sie konnten sich ihre neue Heimat nicht aussuchen, sondern wurden zugewiesen.

Die Schullandschaft im ganzen Wegberger Land war bis 1964 eintönig: Sämtliche Wegberger Schulen waren kleine katholische Volksschulen, die der dörflichen Siedlungsstruktur vor dem zweiten Weltkrieg entstammten.

Realschulen, Gymnasien und Berufsschulen gab es in Wegberg damals nicht. Gesamtschulen waren noch nicht „erfunden“ und auch später politisch-mehrheitlich nicht erwünscht. 
Schüler, die eine „höhere Bildung“ in Form einer Realschule oder eines Gymnasiums anstrebten, waren gezwungen, unter Inkaufnahme langer Fahrzeiten mit Bus oder Bahn nach Mönchengladbach oder nach Erkelenz zu fahren. 

Neben den Schulen in Beeck, Holtum, Beeckerheide und Wegberg gab es in den 1950er Jahren Volksschulen in Arsbeck, Dalheim, Geneiken, Harbeck, Klinkum, Rath-Anhoven, Rickelrath, Tüschenbroich, Uevekoven und Wildenrath.

Arsbeck, Dalheim, Merbeck und Wildenrath gehörten damals allerdings noch nicht zu Wegberg, erst die Gebietsreform von 1972 brachte sie in die Verantwortung der Gemeinde Wegberg.

Die Entwicklung des Schulwesens in Wegberg ist recht unübersichtlich. Zumindest die zeitlichen Abläufe soll die folgende Grafik verdeutlichen:

Wegberg Schulen[Hinweis:  ein Klick auf die Grafik vergrößert sie

Im folgenden werden Details zu den Schulen in Beeck, Holtum, Beeckerheide und Wegberg berichtet.

I.  Beeck

Hier gab es die katholische Volksschule Beeck.
Beeck, Kirche und SchuleSie stand in einem im zweiten Weltkrieg unbeschädigt gebliebenen Altbau (Baujahr 1822) direkt neben der Kirche. Dorfkern von Beeck mit Kirche und Schule

 

 

Ortskern Beeck 1963

Anstelle dieser zu klein gewordenen alten Schule ist 1961 ein neuer Schulbau auf einem nahe gelegenen Wiesengelände jenseits des Beeckbaches errichtet worden.

Später kamen Erweiterungsanbauten und eine Sporthalle hinzu. Das alte Schulgebäude wurde zugunsten eines die Kirche vergrößernden Anbaus abgerissen.

Beecker Kirche 1960/1970

Das neue Schulgebäude beherbergte anfangs die katholische Volksschule Beeck, die auch die Schüler der aufgelösten Volksschule Holtum aufnahm. 1968 wurde sie das Domizil der katholischen Grundschule Beeck, die später zur Gemeinschaftsgrundschule am Beeckbach umgewandelt wurde.  (siehe auch weiter unten im Abschnitt über Wegberg)


II.  Holtum

Holtum hatte eine kleine katholische Volksschule, die neben der Holtumer Kapelle stand. Dieses Schulgebäude existiert heute nicht mehr. 
1930 sah es so aus:

Holtum, alte Volksschule

Ein weiteres Bild der Holtumer Schule siehe bei  → Holtum.
Weil es in Holtum nicht mehr genügend Kinder gab, wurde die Schule in den 1960er Jahren mit der katholischen Volksschule Beeck im neuen Beecker Schulgebäude vereinigt.

III.  Beeckerheide

Seit 1860 war an der Lindenstraße 106 die katholische Volksschule Beeckerheide Alte Volksschule Beeckerheideuntergebracht. Hier wurden Kinder aus den Ortsteilen Berg, Beeckerheide, Forst und Kleingerichhausen beschult, für die der Weg zur zentralen Beecker Volksschule zu weit war.

Schule Beeckerheide 1930

Zur Zeit ihres Baus stand diese Schule am Waldrand allein auf weiter Flur.

Volksschule Beeckerheide 1969

Die benachbarten Häuser sind erst viel später im Zusammenhang mit der Bartmann-Textilfabrik hinzugekommen (siehe auch → Industriestraße). 

1964 wurde diese kleine Schule aufgelöst, ihre Schüler und Lehrer wurden auf andere Schulen verteilt.

IV.  Rath-Anhoven

Aufgrund der nach dem 2. Weltkrieg durch Vertriebene und Flüchtlinge stark gestiegenen Einwohner- und Kinderzahl bestand ein großes Bedürfnis nach mehr Schulraum und nach einer schulischen Erziehung, die nicht ausschließlich an der engen katholischen Weltanschauung orientiert war. Der Großteil der Wegberger Neubürger stammte aus Ost- und Westpreußen, Pommern Flucht nach Wegberg (Detail)und anderen protestantisch geprägten Gegenden. Neben dem Bau einer eigenen Kirche (errichtet 1952/53) war ihnen wichtig, ihre Kinder in eine evangelische Schule schicken zu können.

Die Planungen und Diskussionen waren langwierig. Zwar gab es seit 1949 in Rath-Anhoven eine evangelische Volksschule, die religionslehrermäßig von Erkelenz aus versorgt wurde. Sie lag aber für die evangelischen Schüler Wegbergs, deren Familien zumeist im Bereich Forst, Beeckerheide und Beeckerwald Wohnraum gefunden hatten, sehr abseitig und verkehrsungünstig. Über diese Schule in Rath-Anhoven werden Abgrenzungs-Absonderlichkeiten berichtet: die evangelische Volksschule war mit der katholischen Volksschule im selben Gebäudekomplex untergebracht; Lehrer und Schülerschaft waren aber getrennt organisiert. Damit in den Pausen keine Vermischung von evangelischen und katholischen Schülern vorkam, war auf dem gemeinsamen Schulhof ein dicker Kreidestrich gezogen; diese Demarkationslinie durfte gegenseitig nicht übertreten werden, was von der Hofaufsicht streng überwacht wurde. 

Rath, Schule 1930

In Wegberg wollte die CDU-dominierte Verwaltung (zuständig war das Kreisschulamt) eine evangelische Schule zunächst nur im alten und absehbar zu kleinen Schulbau in Uevekoven zugestehen. Das wäre aber wegen der dezentralen Lage mit kaum zu bewältigenden Schulwegproblemen für die Schüler verbunden gewesen. Nach Widerständen aus der evangelischen Bevölkerung auch wegen des Zwergschul-Charakters wurde dieses Vorhaben letztendlich aufgegeben.

Erst 1963/64 wurde an der  → Beecker Straße zwischen  → Heidekamp und  → Freiheider Straße das neue Schulgebäude Beeckerheide für die erste evangelische Volksschule Wegberg errichtet.

Mit der alten Volksschule Beeckerheide an der Lindenstraße hatte dieser Schulbau nichts zu tun.Ev. Volksschule Beeckerheide

Die evangelische Volksschule Wegberg wurde gegründet, noch bevor der neue Schulbau fertiggestellt war. Sie wurde deshalb zunächst provisorisch in Räumen der katholischen Volksschule Wegberg an der Schulstraße untergebracht. Im November 1964 konnte die evangelische Volksschule dann endlich ihr eigenes Domizil beziehen. 

ev. Volksschule 1965

Angereichert wurde die originäre Schülerschaft durch evangelische Schüler, die bis dahin in den katholischen Volksschulen eingegliedert waren, und insbesondere durch die evangelischen Schüler der Volksschule Beeckerheide von der Lindenstraße 106 sowie durch die Schüler der evangelischen Volksschule Rath-Anhoven, die beide in diesem Schuljahr aufgelöst wurden.

Das Schulleben der evangelischen Volksschule blieb unruhig, denn die Schulstrukturen in Wegberg wurden in den 1960er und 1970er Jahren immer wieder verändert. Schon 1974 nach 12 Jahren wurden mehrere Hauptschulen fusioniert, und 1976 musste die Schule das Schulgebäude wieder verlassen (Genaueres siehe weiter unten).

V.  Wegberg

Vor 1772 fand in Wegberg der Schulbetrieb in der Kirche statt. Der erste Schulraum wurde 1772 von der Gemeinde Wegberg an der Hauptstraße als Bestandteil eines öffentlichen Amtsgebäudes errichtet. Es gab nur eine einzige Klasse mit allen Schülern unterschiedlichen Alters. Wegberg, altes Rathaus
Im Erdgeschoss befanden sich das Schullokal, die Wachtstube und das Gefängnis, im Obergeschoss die Räumlichkeiten des Rathauses. 

1819 wurde die Dorfschule aus diesem Rathaus in den südlichen Flügel des früheren Kreuzherrenklosters verlegt. Dieses Kloster war Ende des 18. Jahrhunderts unter der napoleonischen Regierung aufgelöst worden. Das Klostergebäude wurde in das Kirchenvermögen übertragen und als katholisches Pfarrhaus genutzt. 
1837 wurde dort eine zweite Schulklasse eingerichtet. 

1853 ließ die Gemeinde Wegberg auf dem nebenliegenden Grundstück, das ebenfalls zum Kirchengelände gehörte, eine neue Schule als Knabenschule erbauen. Im Mai 1854 konnten die beiden Schulklassen in das neue Schulhaus übersiedeln. 
1859 musste der Bevölkerungszunahme folgend schon die dritte Schulklasse eingerichtet werden, der bald die vierte, 1900 die fünfte und 1911 die sechste Klasse folgte. 
Die Schule bekam dann ein zweites Gebäude für Mädchen. Zwischen der Jungen- und der Mädchen-Schule lag der Schulhof. 

Diese katholische Volksschule Wegberg im kriegszerstörte Volksschule WegbergStadtzentrum am heutigen Rathausplatz hatte Bestand bis zum Ende des 2. Weltkriegs. 
Beide Schulgebäude wurden im Krieg zerstört. 
An ihrer Stelle steht jetzt das Gebäude der Kreissparkasse. 

Die Wegberger Kinder mussten  in den ersten Nachkriegsjahren als Notbehelf auf andere Schulen verteilt werden. Die meisten Kinder gingen nach Uevekoven oder nach Klinkum zu den dortigen Volksschulen, die keine Kriegsschäden hatten. Für einen Wiederaufbau oder gar einen Neubau fehlte damals einfach das Geld.

1949–1951 wurde am Standort Schulstraße (heute: Echter Straße) als kath. Volksschule WegbergErsatz ein neues Schulhaus gebaut. Zum Jahreswechsel 1951/52 konnte hier der Schulbetrieb aufgenommen werden. 


Eine Realschule wurde in Wegberg 1965 gegründet. Sie war in ihrer Aufbauphase zunächst am Standort Beeckerheide der evangelischen Volksschule an der Beecker Straße untergebracht, bis 1969 der eigene neu errichtete Schulbau im Schulzentrum an der Maaseiker Straße fertiggestellt war.

Realschule Wegberg 1969

Seit 1988 heißt die Realschule Edith-Stein-Realschule.

Realschule Wegberg



 


1968 wurde in einer großen Schulreform in ganz Nordrhein-Westfalen die Volksschule in Grundschule und Hauptschule aufgegliedert. 

In Beeck nutzten die katholische Grundschule Beeck und die Gemeinschafts-Hauptschule Beeck das Beecker Schulgebäude zunächst gemeinsam, so wie sie es bis dahin als einheitliche Volksschule schon getan hatten. 

In gleicher Weise teilte sich in Wegberg die katholische Volksschule Wegberg an der Schulstraße (jetzt: Echter Straße) in die katholische Grundschule Wegberg und die katholische Hauptschule Wegberg auf.

Grundschule Wegberg

Die katholische Grundschule Wegberg wurde durch steigende Kinderzahlen immerGrundschule Wegberg größer und ist seit 1974 alleinige Nutzerin des Schulgebäudes. Seit 1999 heißt sie Erich-Kästner-Schule und wird seitdem als Gemeinschaftsgrundschule geführt.

Die katholische Grundschule Beeck wurde 2003 in eine Gemeinschafts-Grundschule umgewandelt und heißt seitdem Gemeinschaftsgrundschule Am Beeckbach.

Grundschule Beeck


 


1974 wurden drei Hauptschulen im Schulgebäude Beeckerheide (an der Beecker Straße) fusioniert:
die Gemeinschafts-Hauptschule Beeck verließ Beeck und vereinigte sich mit der im neuen Standort schon vorhandenen evangelischen Hauptschule Wegberg und der katholischen Hauptschule Wegberg als Gemeinschafts-Hauptschule Wegberg

Seit 1976 ist diese Gemeinschaftshauptschule im Schulzentrum Wegberg zwischen Maaseiker Straße, Schulstraße/Echter Straße und Markusstraße beheimatet. Zunächst war der Schulneubau an der Maaseiker Straße für die Hauptschule bestimmt und wurde auch in Nutzung genommen. Während der Bauzeit aber wurde politisch entschieden, dass dieser Schulbau dem neu zu gründenden Gymnasium Wegberg übergeben werden sollte.

Das Schulgebäude wurde zunächst gemeinsam genutzt, bis 1985 die Hauptschule einen daneben errichteten mehrstöckigen Neubau beziehen konnte. Dieser Anbau war ursprünglich für die Oberstufe des Gymnasiums gedacht. Er grenzt an das nun vollständig dem Gymnasium zugesprochene Gebäude an, hat aber einen Eingang an der Markusstraße.
Die Gemeinschaftshauptschule heißt seit 2012 Schule am Grenzlandring und ist Wegbergs einzige Hauptschule.

Hauptschule Wegberg



 


1976 nahm das neu errichtete Gymnasium in Wegberg seinen Betrieb mit dem ersten Schülerjahrgang auf. Seit 1984 heißt es Maximilian-Kolbe-Gymnasium. Sein Standort ist im Schulzentrum an der Maaseiker Straße.
Gymnasium Wegberg

 


Das Schulgebäude Beeckerheide an der Beecker Straße wurde in der Folge von 1976 bis 1993 (nach einer anderen Quelle bis 1995) als Sonderschule genutzt, anschließend als Begegnungszentrum und für Stadtrat-Fraktionsbüros. 2015 wurde das Bauwerk abgerissen. Auf dem Areal entstehen Wohnungsbauten (siehe  → Alter Schulweg).

Sonderschulen heißen seit 2005 Förderschulen. Seit 2014 werden so weit wie möglich Schüler, die besonderer Förderung bedürfen, im Regelschulsystem integriert („Inklusion“).
In Wegberg gibt es keine Sonderschule/Förderschule mehr. Förderbedürftige Kinder, die wegen besonders hohem Förderbedarf nicht vom Regelschulsystem versorgt werden können, müssen für den Schulbesuch in andere Städte des Kreisgebiets Heinsberg reisen: seit 1993 nach Erkelenz zur Pestalozzi-Schule, nach deren Auflösung seit 2017 nach Hückelhoven zur Peter-Jordan-Schule

   (UD)    
weitere benutzte Quellen:
Persönliche Mitteilungen des Stadtarchivars T. Düren  (Jan.-Feb. 2017)
Persönliche Mitteilungen des pensionierten Lehrers H.J. Haude  (März 2017)
www.mkg-wegberg.de/informationen/geschichte.php  (am 9.2.2017)
www.eks-wegberg.de/ErichKaestnerSchule2.htm  (am 9.2.2017)
http://ghs-wegberg.de/gths/schulprogramm.pdf  (am 31.3.2017)
www.esr-wegberg.de   [dort:  Über uns –> Schulprogramm]  (am 31.3.2017)


 

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