Strom

LichtInfrastruktur (2)

Strom

Elektrizitätswerke wurden zuerst in den größeren Städten errichtet, z.B. in Mönchengladbach im Jahr 1899. Braunkohle und Steinkohle war die Energiebasis. Treibende Kraft für den Bau von Elektrizitätswerken war in Mönchengladbach und Rheydt die Einführung einer elektrischen Straßenbahn, die die alte Pferdebahn ablöste.

Für Beleuchtungszwecke wurden zuerst Kohlefadenlampen (erfunden um 1880) und Lichtbogenlampen (auch in den 1880er Jahren erfunden) verwendetKohlefadenlampe. Diese Lampen lieferten zwar passabel helles Licht, waren aber kaum alltagstauglich: die einen waren mechanisch gegen Erschütterungen empfindlich, die anderen sehr klobig und wartungsintensiv.

Nach 1900 wurde der Grundtyp „Glühbirne“ beibehalten, der Leuchtfaden aber aus den Metallen Tantal, Wolfram, Osmium oder Legierungen davon gefertigt: das brachte längere Haltbarkeit und höhere Lichtausbeute. 
Der bekannte Firmenname Osram ist aus den Namen der Glühfaden-Metalle Osmium und Wolfram gebildet worden.

In Erkelenz gab es seit 1846 nur in wenigen Erkelenzer Straßen ein paar funzelige Öl-Lampen, die an über die Straße gespannten Seilen hingen und von privaten Laternenvereinen betreut wurden. Die ersten Erfahrungen mit elektrischen Straßenlaternen machte man 1897. Seinerzeit hatte der umtriebige Firmenchef Anton Raky (Generaldirektor der international tätigen Bohrgesellschaft mit Sitz in Erkelenz) am Erkelenzer Marktplatz und in einigen angrenzenden Straßen elektrische Straßenleuchten aufstellen lassen. Sie wurden durch ein Lokomobil (eine fahrbare Dampfmaschine mit angeschlossenem Generator) mit Strom versorgt.  

1899 machte die Erkelenzer Molkereigenossenschaft ihre 1898 für eigene Betriebszwecke gebaute Stromerzeugung für die Erkelenzer Innenstadt nutzbar; das Lokomobil wurde nicht mehr benötigt. Anfangs wurden in Erkelenz nur etwa 30 elektrische Straßenlaternen montiert und 48 Privathäuser wohlhabender Bürger versorgt. Die bequeme Handhabung des Stroms war überzeugend, denn wenig später ließen sich weitere Gewerbebetriebe und Bürger Strom ins Haus legen. Das wurde für die Molkerei-Stromerzeugung zu viel. Deshalb wurden zum Betrieb der Stromerzeugung und der Stromnetze die Stadtwerke Erkelenz gegründet, die auf dem Grundstück gegenüber dem Wasserturm ein Elektrizitätswerk errichteten.

1908 wurde die Stromproduktion von Gleichstrom mit 110 Volt auf Drehstrom mit 190 Volt umgestellt. In dieser Form ließ sich der Strom besser über längere Entfernungen transportieren. Damit konnten auch umliegende Gemeinden in zunehmendem Maße angeschlossen werden. Zunächst wurden nur die Haupt-Netzleitungen in Drehstromtechnik verlegt, die Lichtleitungen für Haushalte und Straßenbeleuchtung mit 110 Volt blieben noch in Funktion. Aus dieser Zeit stammt die Unterscheidung von „Lichtstrom“ (110/220 Volt, Hauptverwendung: elektrische Beleuchtung) und Kraftstrom (190/360 Volt, Hauptverwendung: elektrische Maschinen).

Als ab 1917 die Kapazität des eigenen Elektrizitätswerks nicht mehr ausreichte, bezog Erkelenz den Strom von der Niederrheinischen Licht- und Kraftwerke AG in Rheydt. Dafür wurde eine Hochspannungsleitung von Rheydt nach Erkelenz gebaut. Alle Stromleitungen in Erkelenz wurden von 110 Volt Gleichstrom auf 220 Volt Wechselstrom ertüchtigt, der Drehstrom wurde von 190 Volt auf 360 Volt umgestellt.

1912 schloss die Gemeinde Wegberg mit der Stadt Rheydt einen Vertrag über die Versorgung mit in Rheydt erzeugtem Strom.

1916 begann der Übergang von der städtischen Eigenerzeugung des Stroms zum Strombezug aus Großkraftwerken.

1923 gründeten die Stadtwerke Erkelenz gemeinsam mit der NLK aus Rheydt die WLK mit Sitz in Erkelenz.
(NLK = Niederrheinische Licht- und Kraftwerke AG, ein 1912 gebildeter Zusammenschluss aus den Stadtwerken Rheydt und der Deutschen Continental Gasgesellschaft. Später wurden weitere Stadtwerke integriert, u.a. Mönchengladbach und Viersen; dabei entstand aus NLK und RWE zunächst die NVV und später die NEW)  
       (WLK = Westdeutsche Licht- und Kraftwerke AG ;  
          RWE = Rheinisch-Westfälische Elektrizitätswerke AG ;
          NVV = Niederrheinische Versorgung und Verkehr AG ;
          NEW = Niederrhein Energie und Wasser AG)

Beeck Netzplan StromAb 1927 begann die Elektrifizierung von Beeck, die sich aus Kostengründen aber nur langsam durchsetzte. Manche Hausbesitzer blieben erst mal beim gewohnten Gas.
Den Strom lieferte die NLK aus Rheydt, weil sie sich die Konzession für das Gebiet bis zur holländischen Grenze gesichert hatte.

1954 erhielt Mehlbusch als letztes Dorf im ganzen Kreis Erkelenz den Anschluss ans Stromleitungsnetz.

Zur Verteilung des Stroms wurden verzweigte Verbundnetze errichtet: 

Von den Kraftwerken führen im sogenannten Höchstspannungsnetz große Überlandleitungen Höchstspannungs-Stromnetzin die Regionen. Seltener werden solche Leitungen als unterirdische Erdkabel verlegt, denn der Tiefbau ist aufwendiger und teurer.  

An den Zielpunkten wird die Höchstspannung in Hochspannung umgewandelt und weiter verteilt. Danach wird in großen Umspannstationen die Spannung auf das Mittelspannungsniveau herabgesetzt und über Holz- oder Stahlmasten in die Stadtteile oder Gemeinden geleitet.
Umspannstation

 

In Ortsnähe – in größeren Gemeinden in jedem Stadtteil – gibt es kleinere Umspannstationen, die den Strom auf das bekannte Niederspannungsniveau transformieren.
Von dort führen die Stromleitungen zu den Abnehmern.
Die im nebenstehenden Foto abgebildete  dörfliche Umspannstation ist bereits stillgelegt, deshalb fehlen die zuführenden und abzweigenden Stromleitungen.

 

Die bereitgestellte Spannung wurde in der Vergangenheit zur Leistungssteigerung mehrfach umgestellt:

Stromverteilnetze seit 1899 seit 1929 seit 1955
Hochspannung   55 kV 110 kV
Mittelspannung   5 kV 10 kV bis 30 kV
Niederspannung
Drehstrom / Wechselstrom
190 V / 110 V 380 V / 220 V 400 V / 230 V

 

 

oberirdische StromleitungenAnfangs wurden die Stromleitungen oberirdisch an Holzmasten zu den Straßenlaternen und Häusern geführt. Der Hausanschluss ins Gebäude wurde über den Giebel oder durch die Dachfläche realisiert. Diese Art der Stromzuführung ist noch heute in Entwicklungsländern und in den USA weit verbreitet. Sie ist billig, aber auch unschön und störungsanfällig.

Erst später — überwiegend nach 1972 — sind in Wegberg und Beeck Erdkabel verlegt worden; der Hausanschluss musste dann in den Keller verlegt werden.

Heute ist bei uns das Niederspannungsnetz fast vollständig und auch das Mittelspannungsnetz schon weitgehend als Erdkabel ausgeführt. Nur in entlegenen Außenbezirken, wo es nur vereinzelt Häuser gibt, erfolgt die Stromversorgung noch über Freileitungen.


 

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