Gas

GasInfrastruktur (1)

Gas 

Um 1820 kam in größeren Städten die gasbetriebene Straßenbeleuchtung auf.  
Vorher gab es — wenn überhaupt — nur Kerzen,  Fackeln oder Öllämpchen als nächtliche Beleuchtung. 

LaterneBeispielsweise wurden in Paris im Jahr 1667 während der Regentschaft von König Ludwig XIV die ersten 2000 Straßenlaternen errichtet, die mit Kerzen betrieben wurden. Das Kerzenlicht war funzelig und windempfindlich. Zudem musste immer wieder der Docht „geputzt“ werden, damit die Flamme gleichmäßig brannte. Auch die Glasscheiben der Laterne mussten auf der Innenseite häufig gereinigt werden, weil sie bei flackernder Flamme durch Ruß-Ablagerung zunehmend weniger Licht durchließen. „Laternenanzünder“ und „Laternenputzer“ waren offizielle Berufe.

Ähnlich waren die Probleme mit den 1859 in der Kleinstadt Erkelenz erstmals installierten Straßenlaternen, die mit Pflanzenöl (Rüböl) betrieben wurden. Sie waren seinerzeit gebraucht von der Stadt Neuss angekauft worden, die damals gerade eine Gasbeleuchtung einführte. Die Öl-Laternen waren große Metallkästen mit gläsernen Seitenwänden, die an Ketten und Seilen quer über die Straße zwischen den Häusern aufgehangen waren. Zum Füllen, Anzünden, Löschen und Reinigen mussten sie mithilfe des Seils heruntergelassen werden. Zur Kostenersparnis wurden sie nur von Viertelmond über Neumond bis zum nächsten Viertelmond betrieben. Später (schätzungsweise zwischen 1870 und 1880) sind diese Laternen-Ungetüme durch Petroleum-Laternen ersetzt worden, die meistens an den Häusermauern befestigt wurden. Petroleum (auch Steinöl genannt) konnte aus Erdöl erzeugt werden und brannte mit hellerer Flamme als Rüböl oder Talg.
       Mehr zur historischen Straßenbeleuchtung in Erkelenz:   Aus der Geschichte des Erkelenzer Landes [Schriften des Heimatvereins der Erkelenzer Lande eV Nr. 31/2018], S. 191-197

Verglichen damit war das Gaslicht eine deutliche Verbesserung. Seine Leuchtstärke wurde durch die Erfindung des Gas-Glühstrumpfes (1885 durch Carl Auer) nochmals gesteigert.

Auch die Erzeugung von elektrischem Strom machte Ende des 19. Jahrhunderts große Fortschritte. Über viele Jahrzehnte konkurrierten mit Gas und mit Strom betriebene Straßenbeleuchtungen miteinander. Da das Leitungssystem und die Laternen eine erhebliche Investition darstellten, blieben die Städte sehr lange bei dem System, für das sie sich einmal entschieden hatten.

Um 1905 wurden in Beeck Gasleitungen verlegt. Zuerst betrieb man mit dem GaslaterneGas nur die Straßenlaternen. Nach und nach wurden dann auch Häuser angeschlossen. Erster Zweck war die Raumbeleuchtung mit Gasleuchten. Das machte die bis dahin üblichen Öllampen und Kerzen überflüssig. Gasbetriebene Kochherde kamen bald darauf hinzu.

ältester Gaskessel in KölnDas Gas („Stadtgas“) wurde in Gasanstalten durch Verschwelen von Holz, Braunkohle oder Steinkohle erzeugt und in Gasometern gespeichert.

Ein Gasometer ist nicht nur Reservoir, es sorgt auch für stabilen Druck im Leitungssystem.

Nebenprodukte der Verschwelung waren Teer und Holzkohle bzw. Koks. Der Koks wurde in städtischen Einrichtungen (Rathaus, Krankenhaus, Schulen) zum Heizen verwendet.

Gasometer

Foto Kugel-Gasometer
Ein ähnlicher Kugel-Gaskessel stand bis etwa 1990 an der Siemensstraße in Mönchengladbach

Die Hauptbestandteile des Stadtgases waren Methan und Kohlenmonoxid. Letzteres ist ein starkes Atemgift, was bei unbemerktem Ausströmen zu Unfällen und Explosionen führen konnte, aber auch in bewusster Anwendung für Selbsttötungs-Aktionen benutzt wurde. Durch die herstellungsbedingt im Gas enthaltenen Nebenprodukte (insbesondere Schwefelverbindungen) hatte das Stadtgas einen deutlich wahrnehmbaren unangenehmen Geruch, der in Gebäuden normalerweise frühzeitig auf Undichtigkeit aufmerksam machte. 

Wegberg GaslaterneBeeck hatte kein eigenes Gaswerk. Die nächstgelegenen Gaswerke waren in Rheydt, Erkelenz und Grevenbroich, wo sie schon seit den 1850er Jahren errichtet worden waren. In Mönchengladbach existierte ein Gaswerk, das von 1854 bis 1944 in Betrieb war und Steinkohlen verschwelte. 
In Heinsberg war 1905 eine Gasanstalt gebaut worden, die bis 1966 in Betrieb blieb.

In Wegberg wurde nach einem Bericht des damaligen Wegberger Bürgermeisters Adolf Vollmer 1906 eine Gasanstalt fertiggestellt. 
         Quelle:   Vollmer, Adolf, Geschichte der Gemeinde Wegberg, Cöln 1912, S. 63

Standort dieser Gasanstalt könnte an der Beecker Straße im Bereich Forst/Ophover Weg (an der damaligen Gemeindegrenze Wegberg/Beeck) gewesen sein. [Das ist bisher nicht eindeutig bestätigt.]  Zumindest hat dort nach übereinstimmenden Zeitzeugenberichten ein Gasometer gestanden.
Spätestens in den 1950er Jahren ist diese Anlage stillgelegt und abgebaut worden.

An der Grenze Beeck/Moorshoven hat bis in die 1960er Jahre ein Gasometer gestanden. Jetzt ist an dieser Stelle eine deutlich kleinere Gasdruckregelungs-Station zu sehen.

Beecker Gasometer

In Rath-Anhoven gab es nahe der B57 einen „Gaskessel“, wie ein heutiger Straßenname noch belegt. Hier verzweigte sich die von Rheydt/Rheindahlen kommende Gasleitung in Richtung Erkelenz und Beeck.  (siehe Karte  → Rath)

Nach 1950 wurden überall die vielen kleinen städtischen Gasanstalten stillgelegt: die Versorgung wurde zentralisiert und basierte zunächst auf überschüssigem Abfallgas der großen Kokereien und Eisenhütten im Ruhrgebiet („Hüttengas“, „Thyssengas“).

1969 wurde das Kokereigas durch Erdgas ersetzt. Der Hintergrund war neben der einsetzenden Krise der westdeutschen Stahlindustrie, dass in den Niederlanden und in Russland riesige Erdgasvorkommen erschlossen worden waren. Das machte trotz aufwendigem Pipelinebau über Staatsgrenzen hinweg das Gas billiger und durch langfristige Lieferverträge krisensicherer. 

Auch technisch war die zentrale Gasversorgung sicherer. Die großen örtlichen Gasometer wurden nicht mehr benötigt und durch kleine Druckregelungsanlagen ersetzt.

Erdgas ist zwar im Gemisch mit Luft ebenso explosiv wie Stadtgas oder Hüttengas, aber ungiftig. Da es aber auch geruchlos ist, wird dem Erdgas immer ein warnender Geruchsstoff (meist Tetrahydrothiophen) zugesetzt.
   (UD)   unter Verwendung von:  NVV, Stationen und Impulse: Der lange Weg zur NVV als Energieversorger, Mönchengladbach o.J. (etwa 2000)

Heute sind die Erdgas-Vorkommen in den Niederlanden weitgehend ausgebeutet, und russisches Gas fließt aus politischen Gründen kaum noch nach Europa. Deshalb werden zunehmend viele Heizungsanlagen in Häusern auf andere (bevorzugt erneuerbare) Energieträger umgestellt, z.B. elektrische Wärmepumpen.


 

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