Heidekamp

Als Heide bezeichnet man Flächen mit nährstoffarmen Böden, die in der Regel durch Abholzung von Wäldern oder übermäßige Beweidung entstanden sind. Vor 2000 Jahren war das Niederrheingebiet durchgehend bewaldet. Jede Besiedelung benötigte zum Häuserbau und als Brennstoff große Mengen Holz, das durch Rodung gewonnen wurde ( Kieroth). Auf den Rodungsflächen wurde Ackerbau getrieben.
Rodungen fanden schon seit der Eisenzeit, aber überwiegend vom 9. Jh. bis zum 13. Jh. statt.

Die Humusschicht des gerodeten Waldbodens war anfangs sehr fruchtbar, laugte aber durch ackerbauliche Nutzung bald aus. Wenn die Humusschicht nur dünn war und nicht oder schlecht bewirtschaftet wurde, entstand aus ehemaligem Waldboden eine Heidelandschaft. HeideMancherorts wurde aus den kärglich bewachsenen Heideflächen der Oberboden mitsamt Vegetation und Wurzelzone in Form von Soden (auch Placken oder Plaggen genannt) abgestochen und entfernt. Das war eine „Plaggerei“, also: Schwerarbeit. Zurück blieb dann der reine Mineralboden, der ungeschützt der Erosion durch Wind und Niederschläge ausgesetzt war.

Die Plaggen wurden als Brennmaterial genutzt oder als Einstreu in Stallungen verwendet. Vermischt mit den tierischen Ausscheidungen wurde dann der „Mist“ als Dünger auf den Feldern ausgebracht.

Besonders unfruchtbare, karge Heidegebiete wollte niemand bewirtschaften, so dass sich jedermann aus dem armen Teil der Bevölkerung ohne Verletzung von grundherrlichen Rechten dort bedienen konnte – sei es für Plaggerei, sei es um durch Ausrupfen von trockenem Gesträuch Heizmaterial zu gewinnen.
Solche Heide wurde → Freiheide genannt (andere Schreibweisen: Freiheit, Freiheid, Fryheid).  [siehe auch Allmende und Anger]
Plaggen-Abbau

 

Die durch Rodung verursachte „Versteppung“ beschreibt ein Gymnasiallehrer 1850 so:
Unkraut, Gras, Ginster und Heide bemächtigen sich der übrigen Felder und bilden sie in Wildland um, das nur noch als magere Viehtrift zu gebrauchen ist. Um diesen Mangel an dem nöthigen Dünger einigermaßen zu ersetzen, pflegen viele Gemeinden […] den Wildboden oder das Heideland abzuschälen (zu schiffeln), die an der Sonne getrockneten Rasenstücke zu verbrennen und die verbrannte Masse (Rasenasche) auabgeplaggte Heidef das abgeschälte Landstück hinzustreuen und mit Roggen zu besäen. Im 2. Jahre wird noch Hafer darauf gesäet und dann ist der Acker schon so entkräftet und alle Triebkraft so erschöpft, daß er wieder 12 – 20 und mehr Jahre ruhen muß, ehe er zu ähnlicher Benutzung tauglich ist. Ein ähnliches Verfahren befolgte man früher auch bei der Waldkultur.
Kaltenbach, Johann Heinrich, Der Regierungsbezirk Aachen, Aachen 1850, S. 16
(zitiert nach der bearbeiteten Version von Peter Packbier)
 

Das große Gebiet der Beeckerheide, das schon in der Tranchotkarte von Anfang des 19. Jh. so benannt war, liegt zwischen Beeckbach, Beeck, Beecker Wald und Wegberg. Die Beeckerheide war vor 1950 nur sehr dünn besiedelt, mit einigen wenigen Häusern in Kleingerichhausen, Forst und Freiheid.
Trotz der geringen Einwohnerzahl gab es seit 1860 in Beeckerheide eine Volksschule, die die Kinder aus Beeckerheide, Busch, Freiheid und Berg versorgte. Die Schule wurde in einem damals noch unbebauten Gebiet an der Lindenstraße gebaut, als Kompromiss bezüglich der Entfernung zu den Dörfern des Schulbezirks.

Auf das Heidegebiet Beeckerheide beziehen sich vier Straßennamen:  Heidekamp,  Freiheider Straße,  In Beeckerheide  und  In der Heide.
Seit 1950 rückt die Wohnbebauung entsprechend dem Wachstum der Bevölkerung langsam immer weiter in die Heide vor. Heute gibt es nur noch wenige Freiflächen, die landwirtschaftlich genutzt werden.

FreiheideBasis:  Tranchot-Karte von 1801 ff  (NRW 2017)  –  Beschriftung ergänzt von Ulrich Dierkes, 2017.

Der Heidekamp hieß früher Mühlenstraße und ist ein sehr alter Weg, der schon vor 1800 existierte und in der Tranchotkarte erkennbar ist. Über die Mühlenstraße konnte man die Mühlen am Mühlenbach erreichen: Holtmühle, Vollmühle, Buschmühle, Schrofmühle und Molzmühle. Hinter der Molzmühle mündet der Mühlenbach in die Schwalm. 

   (UD)   unter Verwendung von  
 https://de.wikipedia.org/wiki/Heide_(Landschaft)
   (am 28.1.2017)
 Schmitz, Dietmar, Beitrag zur Chronik für den Ortsteil Freiheid, erschienen als Berker Hefte Nr.1, zitiert nach
http://d-schmitz.homepage.t-online.de/Freiheid.htm   (am 14.4.2016)
 Unterlagen des Stadtarchivs Wegberg (Persönliche Mitteilungen des Archivars T. Düren am 6. und 7.2.2017)

 

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