Freiheider Straße

Heide-Gebiete haben nur kärglichem Bewuchs. Ihre nährstoffarmen Böden Heidesind in der Regel durch Abholzung von Wäldern oder übermäßige Beweidung
entstanden. Besonders unfruchtbare, karge Heidegebiete lohnen sich nicht für Bewirtschaftung und waren für den armen Teil der Bevölkerung ohne Verletzung von grundherrlichen Rechten zugänglich: man durfte sich durch Ausrupfen von trockenem Gehölz Heizmaterial beschaffen, ein Schaf dort weiden lassen oder Plaggen [siehe bei → Heidekamp] für die Kleinvieh-Haltung stechen. Solche Heide wurde Freiheide genannt (andere Schreibweisen: Freiheit, Freiheid, Fryheid).  [siehe auch Allmende und Anger]

Das große Gebiet der Beeckerheide, das schon in der Tranchotkarte von Anfang des 19. Jh. so benannt war, erstreckt sich zwischen Beeckbach im Süden, Beeck im Osten, Beecker Wald im Norden und Wegberg im Westen. Der westliche (also nah an Wegberg gelegene) Teil der Beeckerheide war die wenig fruchtbare Freiheide. Am südwestlichen Ende der Freiheide war die kleine Siedlung Freiheid entstanden (erste schriftlich belegte Erwähnung 1496). 

FreiheideBasis:  Tranchot-Karte von 1801 ff  (NRW 2017) – Beschriftung ergänzt von Ulrich Dierkes, 2017.

Die Freiheider Straße hieß früher Freiheider Weg und ist bereits in der Tranchotkarte verzeichnet, ebenso wie die „An die Freiheit“ genannte Siedlung.

Parallel zur Freiheider Straße, einige Meter westlich von ihr, verlief bis 1935 die Gemeindegrenze Karte Beeckerheide 1826zwischen Beeck und Wegberg. Noch klarer ist diese Grenze in einer Karte von 1826 zu erkennen, weil dort das Wegberger Gebiet ohne Details („leer“) gezeichnet ist. Bei dieser Karte muss man umdenken, denn sie ist entgegen der Norm nicht nach Norden ausgerichtet.

   (UD)   unter Verwendung von  
 https://de.wikipedia.org/wiki/Heide_(Landschaft)
   (am 28.1.2017)
 Schmitz, Dietmar, Beitrag zur Chronik für den Ortsteil Freiheid, erschienen als Berker Hefte Nr.1, zitiert nach
http://d-schmitz.homepage.t-online.de/Freiheid.htm   (am 14.4.2016)
 Unterlagen des Stadtarchivs Wegberg (Persönliche Mitteilungen des Archivars T. Düren am 6. und 7.2.2017)

An vielen Stellen bilden die Bäche eine natürliche Barriere, die früher gern zur Festlegung von Grenzen genutzt wurde. Eine der ersten schriftlich exakt aufgezeichneten und überlieferten Dokumentationen von Grenzen stellt die Tranchot-Karte (1801-1814) dar. Tranchot hatte aus militärischer Veranlassung die präzise Kartographie des besetzten Rheinlands organisiert. Vorher schon bestehende Strukturen der Ortsverwaltung wurden von der französisch-napoleonischen Administration im Wesentlichen übernommen und modernisiert. Sie blieben im Kern auch bestehen, als Preußen 1815 das Rheinland übernahm. In der folgenden Karte sind die damaligen Gemeindegrenzen zur Verdeutlichung prägnant nachgezeichnet; alle Gemeinden hatten eine eigene Bürgermeisterei.

Wegberg 1810 mit Gemeindegrenzen

Basis:  Tranchot-Karte von 1801 ff  (NRW 2017)
Gemeindegrenzen und Beschriftung ergänzt von Ulrich Dierkes, 2017.

Bei näherem Hinsehen fallen drei Besonderheiten auf:
 — Die Gemeinde Tüschenbroich besteht aus einem Hauptteil und einer schmalen Exklave zwischen Wegberg und Beeck.
 — Die Gemeinde Wegberg besteht aus zwei Teilen, die nur durch einen schmalen „Engpass“ verbunden sind.
— Die Gemeinde Wegberg beinhaltet nur einen kleinen Teil der heutigen Wegberger Innenstadt: nur das westlich von Beeckbach und Schwalm gelegene Gebiet. Hierzu zählt auch die Burg Wegberg, nicht aber Kirche und Kloster, die zu Tüschenbroich gehören.
— Somit bestehen bis 1820 zwei eng benachbarte Orte namens Wegberg, die unterschiedlichen Grundherrschaften angehören und entsprechend separate Verwaltungen haben.
Im Jahr 1820 wird unter preußischer Regierung die Gemeinde Tüschenbroich mit der Gemeinde Wegberg verschmolzen, während Beeck weiter selbstständig bleibt.

   (UD)
und speziell zu Tranchot:
https://de.wikipedia.org/wiki/Jean_Joseph_Tranchot   (am 3.2.2017)
https://de.wikipedia.org/wiki/Topographische_Aufnahme_der_Rheinlande   (am 3.2.2017)

 

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