Dieser Straßenname erinnert an das „Textilwerk Rhenania“, eine Spinnerei, die an der Grenze zwischen Beeck und Wegberg in der Nähe des Bahnhofs errichtet worden war. Das Werk stand im Karree zwischen → Freiheider Straße, → Am Bahnhof und → An der Kull.
Im Foto sieht man im Vordergrund auf Wegberger Gebiet die Fabrik von Kaufmann & Lindgens (Drahtzieherei und Röhrenwerk, existierte bis 1997). Hinter den Bahngleisen verläuft parallel dazu die Straße Am Bahnhof. Dahinter (in der Bildmitte) ist das Rhenania-Werk. Hinter der Rhenania-Fabrik nach rechts hin sieht man die gerade neu entstandene Wohnsiedlung Freiheider Straße / Mittelstraße / Immanuel-Kant-Straße.
Nach etwa 1880 ersetzte zunehmend Maschinenarbeit – angetrieben durch Dampfkraft – die traditionelle Handarbeit in der Textilherstellung.
Die 1878 in Betrieb genommene Eisenbahnstrecke Rheydt – Wegberg – Dalheim – Roermond machte den Transport der Rohstoffe und Produkte in größeren Mengen und damit billiger möglich (siehe auch bei der → Industriestraße). Leistungsfähige Lastwagen gab es in der damaligen Zeit noch nicht, zudem waren die → Straßen in schlechtem Zustand.
Vorläufer der Rhenania-Fabrik war die Baumwollspinnerei Stupp, die um 1900 gegründet worden war.
1952 wurde die Spinnerei Stupp von der Baumwollspinnerei Keller aus Rheydt aufgekauft und in Textilwerk Rhenania umbenannt. Hier wurde sowohl gesponnen als auch gewebt.
1965 übernahm die Firmengruppe Scheibler aus Krefeld das Unternehmen und baute es auf die doppelte Größe aus.
Nach der Betriebsaufgabe wurden die älteren Hallen der Spinnerei 1999 abgerissen. Die neueren Hallen wurden in die an dieser Stelle neu errichteten Einkaufsmärkte von Edeka und DM integriert.
(UD)
Bevor die industrielle Spinnerei Einzug hielt, wurde Jahrtausende lang von Hand gesponnen. Das simpelste Spinnverfahren arbeitet mit einer Handspindel und ist seit ungefähr 10.000 Jahren der Menschheit bekannt.
Ein großer Fortschritt war die Erfindung des Spinnrades, die sich im 12./13. Jh. vom Orient aus nach Europa verbreitete. Das Rad wurde mit einer Hand angetrieben und erleichterte das Drehen der Spindel. Mit der anderen Hand mussten die Fasern zwecks Verzwirbelung zur sich drehenden Spindel geführt werden.
Seit dem 17. Jh. wurde das Spinnrad mit einem Pedalantrieb ergänzt. Damit hatte man zum Arbeiten beide Hände frei und konnte wesentlich schneller spinnen.
Das Spinnverfahren eignet sich für weiche langfaserige Materialien wie die Naturstoffe Wolle, Flachs, Baumwolle und Seide.
Seit 1885 kamen zeitgleich mit der Industrialisierung der Spinnerei künstlich hergestellte Fasern (Kunstseide, Viskose, Nylon usw.) hinzu.
Genaueres zur Fasergewinnung und -Verarbeitung siehe bei → Leineweberstraße.
(UD)