An den Flachsrösten

Eine Flachsrotte (auch Flachsröste, Flachsröthe oder Rötelteich, in Teilen von Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen auch Flachskuhle oder Rottekuhle genannt) ist eine Freiluftanlage zur Gewinnung von Pflanzenfasern aus Flachs (Gemeiner Lein = linum sativum), wie sie vor der Industrialisierung üblich war.

FlachsgarbenGeerntete Flachshalme wurden in Bündeln für ein bis zwei Wochen in einer mit Wasser gefüllten Grube fermentiert. Dabei „verrotten“ (als Verb „rösten“, faulen machen, rotten lassen) die im Pflanzenstängel enthaltenen Pektine , welche die Fasern mit den festen Holzbestandteilen der Pflanze verbinden. So werden die langfasrigen Leitbündel aufgeschlossen (nur diese taugen als spinnbare Fasern zur Flachsgarn- bzw. FlachsrotteLeinen-Herstellung). Nach der Rotte wurden die Fasern etwa vier Wochen lang auf dem Feld getrocknet. Dann mussten die trockenen Flachsstengel gebrochen und ausgekämmt werden, um alle kurzfaserigen oder holzigen Bestandteile zu entfernen. Übrig blieben danach die langen Fasern, die zu Textilien gewebt werden konnten.

Das Rösten von Flachs fand in stehenden Flachgewässern statt. Wegen der Abbauprodukte des Fäulnisprozesses konnten diese nicht als Fischgewässer genutzt werden. Während des Röstens entstand ein starker Gestank. Deshalb wurden Flachsrotten immer abseits der Siedlungen angelegt, und zwar bevorzugt in der Nähe von Gräben und Bächen, um die Abbauprodukte anschließend einfach in die Fließgewässer abzuleiten und zu entsorgen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Flachsrotte   (am 16.3.2016)

Dazu gab es sogar amtliche Vorschriften:
Aachen den 6. September 1815.
Der Gouvernements-Commissär im Roer-Departement.
Die in dem Präfektur-Beschlusse vom 15. Sept. 1811 […], rücksichtlich der Flachs-Gruben, enthaltenen Vorschriften müssen fortwährend genau beachtet werden, und darf namentlich der Flachs nicht in Gruben und Pfützen geröstet werden, welche sich in den Gemeinden befinden, wenn solche nicht wenigstens 200 Meter von den Wohnungen und gangbaren Wegen entfernt liegen.
J.J. Scotti, Sammlung der Gesetze und Verordnungen, welche in dem Herzogthum Cleve und in der Grafschaft Mark …, Düsseldorf 1826, Bd. 5, Seite 2912 f. ,   zitiert nach:
https://books.google.de/books?id=Z5RDAAAAcAAJ&pg=PA2912&lpg=PA2912   (am 16.4.2017)

Flachsrösten an der IndustriestraßeAn vielen Stellen in und rund um Beeck sind auch heute noch teils wassergefüllte, teils trocken gefallene Überreste der früheren Flachsrösten in der Landschaft zu erkennen, zum Beispiel an der  → Industriestraße und in den Flachsrösten im Wald an der Holtmühlesumpfigen Bruchwäldern im Mühlenbachgebiet (Molzmühle – Schrofmühle – Buschmühle – Holtmühle).
Rund um Beeck sind noch mehr als 200 Bodenmulden zu finden, die früher Flachsrösten waren.

[zur Leinenherstellung siehe  →  Leineweberstraße]

   (UD)

 

⬅ [zurück zur vorigen Straße]          [vor zur nächsten Straße] ➡  

⬅⬅ [ ganz zurück zur Straßennamensliste ]